Leslie Schwartz ist 14 Jahre alt, als er seine Mutter, seinen Stiefvater und seine Geschwister für immer verliert. Im Konzentrationslager Auschwitz. Der heute 80-Jährige hat überlebt. Erst Auschwitz, dann Dachau. Über das Leben und sein Überleben im KZ, über die Menschen, die er auf diesem Leidensweg verloren hat und über die Menschen, denen er sein Überleben verdankt, über all das sprach der gebürtige Ungar jetzt vor den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 10 der Geschwister-Scholl-Realschule.
1930 als ungarischer Jude in einem kleinen Dorf geboren, beginnt die leidvoll Odyssee des Laszlo Schwarc (er hat später seinen Namen geändert) im April 1944. Fast zwei Stunden berichtet Schwartz in Englisch, wie er als 14-Jähriger nach der Deportation im KZ Auschwitz auf Lagerarzt Josef Mengele getroffen ist. Wie er von seiner Familie getrennt wurde und nur mit viel Glück und der Hilfe eines Bekannten aus der ungarischen Heimat den Gaskammern entkommen ist.
Die Schülerinnen und Schüler, die nur wenig älter sind als Leslie Schwartz damals, verfolgten gebannt den Ausführungen des Augenzeugen. Schwartz nimmt sie mit auf eine Zeitreise in das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Er schildert, wie er zur Zwangsarbeit ins Konzentrationslager Dachau deportiert wird. Von den NS-Schergen wird er zum Schienenbau abkommandiert. Er leidet unter Hunger und erkrankt an Flecktyphus. In den Wirren des Kriegsendes entkommt er nur knapp dem Massaker von SS-Männern. Mit einer schweren Schussverletzung wird er in einen Zugwaggon gehievt, zwei Tage später wird dieser Zug von amerikanischen Truppen gestoppt.
Selbst in den düstersten Momenten seiner Erzählungen huscht ihm manchmal ein Lächeln über die Lippen. "Das Erzählen meiner Geschichte ist für mich auch Therapie", gesteht er am Ende seines Vortrags ein.
Nach dem Krieg wurde aus Laszlo Schwarc Leslie Schwartz. Er kommt nach 1945 bei Verwandten in New York unter und baut sich dort ein neues Leben auf. Heute lebt der 80-Jährige abwechselnd in der US-Metropole und in Münster-Kinderhaus, von wo seine Frau stammt.
Im Sommer dieses Jahres zog es ihn zurück an den Ort des Schreckens, nach Dachau. Denn in den Erinnerungen von Leslie Schwartz spielen auch deutsche Helfer eine Rolle. Da war zum einen Agnes Riesch, die regelmäßig mit dem Rad an den Zwangsarbeitern vorbeifuhr und ihm regelmäßig Essen zugesteckt hat. Zum anderen war es Barbara Huber, die den damals 15-Jährigen mit ein paar Lebensmitteln versorgt hat.
Für die 60 Schülerinnen und Schüler waren es zwei Geschichtsstunden aus erster Hand, ergreifend, bewegend und manchmal unbegreiflich.
Schülersprecherin Dalal Alwan und Schülersprecher Dennis Balluch bedankten sich im Namen der Schülerschaft bei Leslie Schwartz für dessen Vortrag.